Walter Höllerer wäre 100 Jahre alt – Festakt zu seinen Ehren betont Heimatverbundenheit des Schriftstellers

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 Er war Schriftsteller, Literaturkritiker und Literaturwissenschaftlicher. Sicher ist er eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der Sulzbach-Rosenberger Geschichte. Zu verdanken hat ihm seine Heimat viel. Am 19. Dezember wäre Walter Höllerer 100 Jahre alt geworden. Die Stadt Sulzbach-Rosenberg und das Literaturarchiv haben dem großen Sohn der Stadt bereits vorab bei einem Festakt im Rathaussaal gedacht.

Erster Bürgermeister Michael Göth zählte das von Höllerer gegründete Literaturarchiv dank seiner Ausstrahlungskraft zu den weichen Standortfaktoren der Stadt. Auch deshalb habe man ihm 1991 die Ehrenbürgerwürde verliehen. Bereits 1974 war er der 1. Kulturpreisträger Sulzbach-Rosenbergs. Seine Heimatstadt sei immer ein Fixpunkt für sein Werk gewesen. Seine Nachbarschaft, das hiesige Wohnklima und das Gefühl des Miteinanders sei quasi sein Hintergrundbild gewesen.

Als 1. Vorsitzender des Literaturarchivs sprach PD Dr. habil. Heribert Tommek davon, dass Walter Höllerer einen neuen Blick auf die Literatur geworfen habe. „Wir verdanken ihm Antriebe und Bewegungslinien.“ Tommek blickte auf die besonderen Beziehungen des Schriftstellers zu Tschechien zurück. Deshalb verlas Vorstandsmitglied Thomas Geiger ein Grußwort des Botschafters der Tschechischen Republik. Prag werde die Spuren Höllerers nie vergessen. Schließlich habe er tschechischen Literaten geholfen, „sich als Teil der Weltliteratur zu fühlen“. Noch heute könnten sich tschechische Autoren regelmäßig im Literaturarchiv präsentieren.

„Sulzbach-Rosenberg ist das bayerische Weimar“, gewann Ministerialdirektor Dr. Rof-Dieter Jungk, Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst, die Zuhörer für sich. Die große geistige Offenheit, Toleranz, die das wissenschaftliche und geistige Zentrum der Region geprägt hatten, spüre man heute noch. Höllerers Literaturarchiv sei eine Plattform für die europäische Verständigung, besonders die bayerisch-tschechische Freundschaft. Das sei heute wichtiger denn je. Hier laute die Maxime „Wo über Bücher diskutiert wird, schießt man nicht aufeinander.“ Das Literaturarchiv habe ein Gespür für literarische Qualität und sorge für eine lebendige Literaturlandschaft jenseits der Ballungszentren. „Deshalb wird das Ministerium die Einrichtung auch weiter fördern.“ Es seien zusätzliche Mittel für die Barrierefreiheit und die Digitalisierung angemeldet.

In seinem humorvollen Festvortrag verstand es Prof. Dr. Ernst Osterkamp, Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, das Leben Walter Höllerers mit seiner eigenen Biografie verknüpft Revue passieren zu lassen. Obwohl er ihn nie persönlich getroffen hat – „für mich ein großer Verlust“ -, sprach Osterkamp fast wie über einen hochgeschätzten Freund. Dabei machte er immer deutlich, wie der Herzogstäter seinen beruflichen Werdegang entscheidend mitbeeinflusst hat. Ein Hauptaugenmerk legte Osterkamp darauf, was Höllerer seine Heimat bedeutet habe. Und derer hatte er mehrere, von Sulzbach-Rosenberg über Berlin bis zu den Vereinigten Staaten. Heimat sei für ihn auch immer die Einsicht gewesen, dass Heimat bedroht sei. Damit einhergehend sah Höllerer in Heimatverbundenheit auch den Schutz der Umwelt.

Den hochkarätigen musikalischen Part des Festakts gestalteten Steffen Weber, Leiter der Städtischen Sing- und Musikschule und Lehrkraft Viktoria Dechanat. Unter anderem präsentieren sie eine Version von Morgenglanz der Ewigkeit mit Querflöte und Klavier.

Im Literaturarchiv beschäftigt sich die Ausstellung „Ich sah ich hörte“ – Walter Höllerers Lyrik und ihre Orte“ noch bis 31. März 2023 mit dem Jubilar. Nähere Infos unter

Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg: Sonderausstellung

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