Gotisches Rathaus

Kurze Geschichte

Das Sulzbacher Rathaus, das als eines der schönsten in der Oberpfalz gilt, entstand an der Stelle eines Vorgängerbaus zwischen 1456 und 1464. Das neue Rathaus ist ein zweigeschossiger Sandsteinquaderbau und besteht aus zwei miteinander verbundene Gebäudeteilen, dem Saalbau und dem Querbau. Im Untergeschoss des Saalbaus befand sich - wie in vielen ähnlichen Rathäusern - ursprünglich das „Einkaufszentrum“ mit einer Brot- und Fleischbank, sowie mehreren kleineren Geschäften für den täglichen Bedarf.

Im Obergeschoss tagte der Rat der Stadt und der Landesherr übte hier die hohe Gerichtsbarkeit aus. Der Zugang dazu erfolgte über eine hölzerne Außentreppe. Entsprechend findet man auf der nördlichen Seite des Querbaus die Ratsstube, wo Bürgermeister und Rat tagten. Die Landschaftsstube auf der südlichen Seite war dem Fürsten und ab 1529 dem Landgericht vorbehalten. Im Erdgeschoss und im 2. Stock des Querbaus befinden sich weitere Zimmer, die über die Jahrhunderte wechselnde Verwendung fanden und heute von der Stadtverwaltung genutzt werden.

Im Westen befindet sich über die gesamte Breite der große Rathaussaal. Er war bis zu seiner Umgestaltung 1859/60 offen, auch die 12 Fenster (je 5 an den Seiten und je eines links und rechts vom Erker), waren größtenteils nicht verglast. Die Decke war eine einfache Holzdecke und der Boden ein leicht kehrbarer Estrich, den man mit Streu und Streusand belegte. Hier fanden jedes Jahr zur Osterzeit die Ratswahl statt, aber auch Tanzvergnügen oder Theaterveranstaltungen.

1859/60 wurden die Fenster verglast, eine Wand eingezogen und „zum Rathaussaale eine neue zweiflügelige Türe gemacht“. Der Boden erhielt einen Holzbelag, um den Saal wurde eine neugotische Vertäfelung mit Sitzplätzen angebracht und zwei Öfen im gotischen Baustil aufgestellt.

Eine weitere Umgestaltung erfolgte 1967/68. Die originalen gotischen Sitznischen wurden entfernt, um hier Heizkörper einzubauen, Fensterbänke aus Sandstein gesetzt und die Wandverkleidungen entfernt. Die helle Putzdecke wurde durch eine Holzdecke aus Spanplatten mit Tannenholzfurnier ersetzt und ein Marmorfußboden verlegt. Der Zugang zum Rathaussaal erhielt einen Spitzbogen in gotischer Form.

2004 wurde das Rathaus generalsaniert und für seine heutige Nutzung durch die Stadtverwaltung angepasst. Dabei legte man Wert darauf, das historische Erscheinungsbild wiederherzustellen. So ist die Fassade heute wieder hellrot, mit aufgeputzten weißen Fugenbändern.

Innenbereich

In der Eingangshalle kann man sich noch ein gutes Bild davon machen, wie das frühere Einkaufszentrum mit den Läden links und rechts funktioniert hat. Sie geben auch einen Eindruck vom früheren Grundriss des Rathauses wieder. Vor dem linken heutigen Besprechungszimmer befindet sich der Zugang zu den Lochgefängnissen, die man mit Voranmeldung besuchen kann.

Durch die Glastür am Ende der Halle erhält man Zugang zum Querbau und zu der 1875 eingefügten Steintreppe mit Maßwerkgeländer, die von da an die beiden Geschosse auch im Innenbereich verband.

Im Obergeschoss sind in der Rats- und der Landschaftsstube die wertvollen Balken-Bohlendecken mit reichen Maßwerkschnitzereien (ca. 1500) erhalten.

In der Landschaftsstube findet sich auch noch ein kleiner Teil der Bohlen-Ständerwand, die früher rund um die Wände führte und einen erhaltenen Richterspruch an der Wand:

ARBITER PATIENTER AVDIT BENIGNE RESPONDET REM IUSTE IUDICAT (= Der Richter hört geduldig zu, er antwortet gütig, er beurteilt die Sache gerecht).

Nach Osten öffnet sich hier die Tür zum Sprucherker mit gotischem Maßwerk. Vom Sprucherker wurden wichtige Gerichtsurteile oder Verkündigungen an die Bevölkerung ausgerufen. Heute wird der Raum für Sitzungen und Besprechung genutzt.

In der Ratsstube ist das prächtige Portal mit gedrehten Säulen, korinthischen Kapitellen und einem gesprengten Giebel, das Johann Elias Berger 1720 geschaffen hat, sehenswert. Heute ist der Raum das Trauungszimmer.

Im großen Rathaussaal finden Stadtratssitzungen, Bürgerversammlungen, Vorträge und Empfänge statt. Seit 1968 gibt es hier drei Sitzplätze für die drei Bürgermeister, 24 Sitze für die Stadtratsmitglieder, 6 Sitze für Referenten sowie 108 Zuhörerplätze. Die zwei großen Porträts links und rechts vom Portal zeigen den Pfalzgrafen Christian August und seinen Enkel Herzog Johann Christian, an den Wänden finden sich weitere Porträts von Adeligen, die mit Sulzbach verbunden waren.

Die Gemälde im großen Rathaussaal zeigen von vorne links beginnend:

Friedrich Michael von Pfalz Birkenfeld (1724-1767)

Franziska Dorothea (1724-1794), letzte Pfalzgräfin von Sulzbach

Karl Theodor (1724-1799), Kurfürst von der Pfalz

Johann Christian (1700-1733), Erbprinz von Sulzbach

Christian August (1622-1708), Pfalzgraf von Sulzbach

Theodor Eustach (1659-1732), Pfalzgraf von Sulzbach

Max I Josph (1756-1825), König von Bayern

Ludwig I (1786-1868), König von Bayern

Außenbereich

Beeindruckend ist die Fassade zum Luitpoldplatz hin. Sie ist durch ein Gesims mit gotischen Zierelementen in zwei Zonen geteilt: Eine rechteckige Fläche im Erd- und Obergeschoss und einen Treppengiebel mit durchbrochenen Stufen und aufgesetzten Fialen in den Dachgeschossen.
In der Mitte des Obergeschosses ragt ein polygoner saalhoher Erker über einem neugotischen (früher barocken) Portal hervor. Darüber im Giebel ist eine Rosette mit Uhr eingefügt. Links und rechts von der Uhr schließen sich die Wappensteine an, die jeweils das Sulzbacher Wappen zeigen, über der Uhr ist das Pfalz-bayerische Wappen angebracht. Zwei Lisenen führen von hier hinauf zu einem Türmchen mit 2 Glocken.

Einfach sehenswert

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