Bertha und Maxl im verschwundenen Dorf

Maxl und Bertha helfen heute im Garten. Während Bertha die Blumen gießt, mäht Maxl den Rasen. Opa hat die anstrengendste Aufgabe bekommen. Er muss ein Loch graben, weil er einen Apfelbaum einpflanzen will. Keuchend rammt er die Schaufel in den Boden, lockert die Erde und befördert das Erdreich Stück für Stück heraus. Als das Loch groß genug ist, hebt er den Baum an und stellt ihn in die Kuhle. Die vorher ausgehobene Erde streut er dann darüber. Jetzt ist Bertha an der Reihe. Fleißig gießt sie Wasser in die Erde des Baums. Noch ist es ein schmales Bäumchen, aber nach einiger Zeit wird es vielleicht zu einem schönen Baum heranwachsen. „Hoffentlich verschwindet der Baum nicht einfach über Nacht“, lacht Opa. „So ein Baum kann doch nicht einfach verschwinden“, sagt Maxl. Opa dreht sich zu Maxl und antwortet: „Nicht weit von hier, ist erst ein Baum verschwunden und dann das ganze Dorf.“ Bertha und Maxl schauen sich an. Sie sind sich nicht sicher, ob Opa sie veräppeln will. Der schaut die beiden verschwörerisch an: „Naja… vielleicht nicht ganz verschwunden. Eher versunken. Wenn ihr mir nicht glaubt, sollten wir uns das gleich ansehen. Um dorthin zu kommen, müssen wir aber erst durch einen mystischen Wald gehen. Und wenn wir Glück haben, sehen wir sogar noch die Reste von diesem Dorf. Ich mach mich kurz frisch und dann geht es los.“

Kurze Zeit später sitzen die drei im Auto. „Eigentlich wandere ich gern dorthin. Aber für euch wäre es vielleicht etwas zu weit und ich bin vom Baumpflanzen auch ganz kaputt. Deshalb fahren wir mit dem Auto und laufen nur das letzte Stück“, sagt Opa. Er bringt den Wagen zum Stehen und holt beim Aussteigen seine Karte vom Bergbaupfad heraus. Dann wandern die drei ein Stück durch den Wald. Er sieht wirklich ein wenig verwunschen aus. Als Bertha daran denkt, dass hier ein ganzes Dorf verschwunden ist, schaudert es sie ein bisschen. Aber Opas Ideen waren bis jetzt immer spannend und überhaupt nicht gruselig. Also geht sie tapfer weiter.

Nach einer Weile sagt Opa: „Jetzt stehen wir mitten auf dem Dorfplatz vom Dorf Großenfalz.“ Bertha und Maxl sehen sich um. Sie sehen Bäume, einen Weg und ein kleines Holzgebilde mit einer Sitzbank. Aber von einem Dorf fehlt jede Spur. Opa klärt die beiden auf: „Lange Zeit gab es in unserer Stadt den Bergbau. Unter der Erde liegt das Mineral Erz. Das braucht man zum Beispiel, um Stahl herzustellen. Und weil es bei uns viel davon gab, hat man das Erz unterirdisch abgebaut. Das abgebaute Erz wurde im Stahlwerk Maxhütte eingeschmolzen und zu Stahl verarbeitet. Auch hier in Großenfalz hat man Erz gefördert. Dafür wurden Stollen, also Gänge, unter der Erde gegraben. Das geht natürlich nicht so einfach, wenn oben noch Menschen leben. Deshalb wollte die Maxhütte die Dorfbewohner zum Umziehen bewegen. Manche Dorfbewohner zögerten. Aber wenn die Erde unterirdisch durchlöchert ist, wie ein Schweizer Käse, ist sie auch nicht mehr so stabil. So kam es zum Beispiel, dass sich der Boden senkte und mit Grundwasser füllte. Bei einem Anwohner ist über Nacht sogar ein Obstbaum versunken. Wo der Baum stand, war nur noch ein riesiges Loch.  Durch die Stollen, die genau unter dem Dorf gegraben wurden, war es für die Menschen und ihre Häuser also zu gefährlich geworden. Die Bewohner mussten ihre Häuser verlassen. In diesem Holzbau könnt ihr noch die alte Karte von Großenfalz mit den Häusern sehen und lesen welche Familien umgesiedelt werden mussten. Das Bauwerk wurde von Bergmännern errichtet und erinnert an einen Stollen. Wenn wir noch ein Stückchen weitergehen, entdecken wir vielleicht noch Rest vom Dorf.“

Die drei gehen nach links und folgen dem Bergbaupfadzeichen in den Wald hinein. Dort empfängt sie ein großer See. „Jetzt sind wir beim versunkenen Dorf“, sagt Opa. Maxl schaut auf das Wasser. Weil es zurzeit sehr heiß ist, steht das Wasser nicht ganz hoch. Er lässt seinen Blick über den See schweifen und erkennt sie. Die Reste von einer Mauer am Wasserrand. Kaum zu glauben, dass hier wirklich mal ein Haus stand. Maxl und Bertha finden es traurig, dass die Bewohner umziehen mussten. Aber von dem See und den vielen zwitschernden Vögeln, sind sie begeistert. Abends kehren sie mit vielen neuen Eindrücken nach Hause zurück. Bertha und Maxl rennen sofort in den Garten und sind erleichtert, als sie feststellen, dass der Apfelbaum steht und nicht im Erdboden versunken ist.

Klugscheißerwissen: Vor Beginn des Abbaus wurden für die Dorfbewohner neue Höfe gebaut, die südwestlich verstreut liegen. Bezahlt wurde die Umsiedelung von der Maxhütte und den Bewohnern selbst. Nach dem Umzug der Bewohner in ihre neuen Höfe wurde das alte Dorf abgerissen. Heute hat sich von selbst ein herrliches Biotop gebildet, wo seltene Tiere eine unberührte Natur finden. Das Gebiet steht unter Naturschutz.

Entdeckeraufgabe: Wie viele Familien mussten damals umgesiedelt werden?

Entdeckerlösung zu Bertha und Maxl gehen Baden: Das Schwimmerbecken ist 50 m lang. Sie muss also vier Bahnen schwimmen.

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