Bertha und Maxl in der Kaiserzeit

Zum Einschlafen hören Bertha und Maxl gerne Geschichten. Am besten gefallen ihnen Erzählungen mit Kaisern und Schlössern. Sie stellen sich vor wie die Adligen in ihrem prächtigen Schlosshof herumspaziert sind und die schönsten Kleider getragen haben. Wenn Bertha und Maxl das Nachspielen, muss Opa immer mit Burgen und Schlösser aus Kartons, Kissen und Decken bauen. Maxl ist dann ein Ritter und Bertha die Kaiserin, die dem Volk von aus ihrem Schloss heraus zuwinkt.

„Weißt du Bertha, dass du wirklich nach einer Kaiserin benannt bist?“, fragt Opa. Bertha schüttelt den Kopf. „Das gibt’s ja nicht!“ ruft er. „Kommt wir schauen uns an, wo deine Namensvetterin gelebt hat! Das ist nämlich gar nicht weit weg!“. Bertha und Maxl ziehen ihre schönsten Sachen an. Schließlich geht es zu einem echten Schloss. Opa läuft mit ihnen durch die Innenstadt, am Luitpoldplatz vorbei und die Auffahrt zum Schloss hinauf. Nach ein paar Metern biegen sie rechts ab in den Schlosshof. Dort beginnt Opa zu erzählen: „Vor vielen hundert Jahren lebte hier der Graf Berengar. Eine seiner Töchter nannte er Bertha. Bertha ist hier im Schloss unter anderem mit ihrer Schwester Gertrud aufgewachsen. Dort drüben könnt ihr sogar noch die Kapelle sehen, in der die zwei gebetet haben. Diese beiden Sulzbacher Mädchen wurden später bedeutende Frauen. Gertrud heiratete nämlich Konrad III., der dann deutsch-römischer König wird. Und ihre Schwester Bertha sollte die Ehefrau von Manuel I. Komnenos werden. Der Manuel war Kaiser von Byzanz, also dem Reich, in dem heute die Türkei liegt. Bertha zieht also nach Byzanz, um den Manuel zu heiraten. Aber der ist ein Blödmann und lässt sie erstmal warten. Bertha muss griechisch lernen und einen anderen Glauben annehmen. Und dann endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, heiraten die beiden. Von da an ist unsere Sulzbacher Bertha die Kaiserin von Byzanz. Sie war übrigens die einzige deutsche Frau, die es auf den Kaiserthron von Byzanz geschafft hat. Und wir stehen jetzt vor dem Schloss, in dem sie ihre Kindheit verbracht hat. Das ist doch toll oder?“

Bertha strahlt übers ganze Gesicht. Jetzt mag sie ihren Namen noch mehr. Wie eine Kaiserin schreitet sie aus dem Hof hinaus und rechts auf das Plateau zu. Dort blickt sie über ihre Stadt. Im Hintergrund hört sie wunderschöne Musik, die aus der Sing- und Musikschule nebenan kommt. Als sie sich umdreht, stehen Opa und Maxl hinter ihr. „Eure Hoheit, darf ich Euch auf ein Eis einladen?“, fragt Opa. „Schokolade“, sagt Bertha und macht einen Knicks.

Klugscheißerwissen: Die Kapelle, in der Bertha und Gertrud von Sulzbach früher gebetet haben, wurde im Laufe der Zeit simultan verwendet. Das bedeutet, dass sie sowohl von Katholiken als auch Protestanten genutzt wurde. Später wurde das Simultaneum in ganz Sulzbach eingeführt. Herzog Christian August verordnete, dass kirchliche Einrichtungen sowohl von Katholiken, als auch von Protestanten genutzt werden durften. Das war etwas Besonderes, da sich die Konfessionen teilweise überhaupt nicht gut verstanden haben. Vor gar nicht allzu langer Zeit gab es sogar noch Probleme, wenn eine evangelische Frau einen katholischen Mann heiraten wollte oder umgekehrt. Heute ist die Kapelle am Schloss aber kein Gotteshaus mehr, sondern ein Schulungs- und Veranstaltungsraum des staatlichen Bauamts.

Entdeckeraufgabe: In der Mitte des Schlosshofs steht der Löwenbrunnen. Wenn du genau hinsiehst, findest du die Anfangsbuchstaben eines bekannten Sulzbachers. An wen erinnert der Löwenbrunnen?

Entdeckerlösung von Bertha und Maxl begeben sich auf Spurensuche:

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