Bertha und Maxl in der ehemaligen Synagoge

Bertha und Maxl verstehen sich eigentlich sehr gut, aber heute sind sich die beiden uneinig. Sie wollen am Abend länger aufbleiben und streiten nun, was sie dafür tun müssen. „Ich glaube, wenn wir heute ganz viel im Haushalt helfen, dürfen wir uns eine Belohnung aussuchen. Und dann können wir länger aufbleiben“, sagt Bertha. „Das glaube ich nicht! Ich glaube, wir sollten darum bitten und darauf hoffen, dass wir dann länger aufbleiben dürfen“, entgegnet Maxl. Als beide beim Streiten immer lauter werden, mischt sich Opa ein: „Das mit dem Glauben ist so eine Sache. Darüber sollte man nicht streiten, denn keiner weiß es genau. Also sollte jeder glauben dürfen was er für richtig hält. Darum gibt es bei uns auch Glaubensfreiheit. Aber wisst ihr, dass das früher gar nicht selbstverständlich war? Die verschiedenen Glaubensgemeinschaften haben sich teilweise überhaupt nicht verstanden. In unserer Stadt aber war man diesbezüglich schon sehr fortschrittlich. Am besten machen wir einen Ausflug und ich erzähle euch mehr darüber.“

Damit sind Bertha und Maxl einverstanden. Bei ihrer Diskussion kommen sie eh zu keiner Lösung. Sie folgen ihrem Opa in die Stadt, biegen einmal ab und bleiben vor einem prächtigen, weißen Gebäude stehen. Opa erklärt ihnen, dass es sich bei diesem Gebäude um die ehemalige Synagoge, die als eine der schönsten Bayerns galt, handelt.  Die drei gehen in das Gebäude. Maxl staunt. Sie kommen in eine große Halle mit Säulen, Steinboden und bunten Fenstern. Sie schauen sich die Ausstellungsgegenstände an und lassen den Raum auf sich wirken.

„Vom Herrscher Christian August habt ihr ja schon mal gehört“, beginnt Opa „er hat die Gleichberechtigung der katholischen und der evangelischen Konfession im Simultaneum verankert. Das war schon sehr fortschrittlich. Ab 1666 hat er dann auch Jüdinnen und Juden gestattet, sich in Sulzbach niederzulassen. Das war für die damalige Zeit nicht selbstverständlich. Obwohl alle Menschen gleich sind und waren, hatte jede Religion Vorurteile gegen die andere. Die Jüdische Gemeinde, die sich in Sulzbach ansiedelte, lies schließlich die Synagoge, also ihr Gotteshaus, errichten. Christian August ist für diesen toleranten Umgang mit den Religionen berühmt geworden. Diese Toleranz förderte auch den Buchdruck in Sulzbach. Gleich mehrere Druckereien entstanden hier. Die Besonderheit hier war, dass Christen und Juden hier zur gleichen Zeit ihre Heiligen Schriften druckten. Im Laufe der Zeit waren die hebräischen Druckereien hier sogar von europaweiter Bedeutung. Leider wanderten viele Jüdinnen und Juden ab 1840 aus und der Niedergang der Jüdischen Gemeinde begann. Im zweiten Weltkrieg wurden die Jüdinnen und Juden verfolgt und man zerstörte die Synagogen. Die Stadt Sulzbach hat diese Synagoge bereits im Jahr 1936 gekauft und in ein Heimat Museum umgewandelt. Nur deshalb wurde die Synagoge zwei Jahre später nicht zerstört. Nach dem Krieg gab man das Gebäude in private Hände und erst 2008 wurde es von der Stadt Sulzbach-Rosenberg zurückgekauft und saniert. Seitdem wird hier die große Tradition jüdischer Kultur in Sulzbach wieder lebendig. Wir erfahren einiges über Judentum in Sulzbach, die Hebräische Druckereien und die Bibelstadt Sulzbach.“

Bertha und Maxl sind beeindruckt von der Schönheit und der Geschichte der Synagoge. Auf dem Rückweg beschließen sie, dass es ihnen egal ist, ob sie abends länger aufbleiben dürfen. Die Hauptsache ist, dass sie sich gut verstehen. In Zukunft wollen sie gar nicht mehr streiten.

Klugscheißerwissen: Ein ganz bekanntes Stück stammt aus der Sulzbacher Synagoge. Dabei handelt es sich um eine Torarolle, also so etwas wie eine Bibel, die die Schwiegertochter des letzten Lehrers und Kantors vor ihrer Emigration nach Amerika rettete. Die Torarolle wurde 1792 geschrieben und gehört damit zu den ältesten Torarollen Süddeutschlands. Desweiteren konnte die Schwiegertochter zwei Kidduschbecher retten. Über so einem mit Wein gefüllten Becher sprechen Juden einen Segensspruch, um den Feiertag einzuläuten. Einer dieser Becher ist zurückgekehrt und in der Synagoge ausgestellt.

Entdeckeraufgabe: Auch Sulzbacher Gelehrte beschäftigten sich mit dem Judentum. Findest du heraus welcher berühmte Sulzbacher Schriftsteller das Werk „Kabbala Denudata“ verfasst hat, das in der Synagoge ausgestellt ist?

 

 

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