Bertha und Maxl auf dem Schlossberg

Bertha und Maxl hören zum Einschlafen gerne eine Geschichte. Heute erzählt ihnen Opa die Sage vom Geigerpumperloch.

Aus dem Fränkischen kam einmal um die Osterzeit ein Geiger nach Rosenberg, um an den Ostertagen dem jungen Volk zum Tanz aufzuspielen. Im Wirtshaus hörte er erzählen, dass im Schlossberg, auf dem die Ruine des Schlosses stand, große Schätze an Gold und Edelsteinen verborgen wären, und dass dazu der Eingang in der Osternacht sich öffne. Man sagte ihm aber auch, dass ein schrecklicher Drache den Reichtum hüte und bewache. Da packte ihn die Gier nach Gold und Edelsteinen. Keuchend schlich er sich am Karsamstag gegen Mitternacht den Berg hinauf. Am Schlosseingang traf er eine weiße Frau, das verwunschene Schlossfräulein. Sie winkte ihm. Er aber achtete nicht darauf. In den Berg wollte er hinein. Dort mussten ja die Schätze sein. Plötzlich stand er vor einer verfallenen Treppe, die in die Tiefe führte. Rasch hinunter! Er kam in einen unterirdischen Gang, links und rechts und unten und oben lauter Felsgestein. In seiner Geldgier hatte der Geiger den Drachen ganz vergessen. Dieser aber kam ihm nun entgegen. Fürchterlich fauchend und Feuer speiend. Das Geigerlein floh und rannte um sein Leben. Der Drache hinter ihm her. Dem Geigerlein gelang es, zu entkommen. Aber er fand nicht mehr aus dem Berg heraus. Klettert man, so erzählen die Leute, in die kleine Felsenhöhle am Südwesthang des Schlossberges und legt das Ohr an die Felswand, so hört man den Geiger pumpern. Das Pumpern hört man seit jener Osternacht, in welcher der Geiger verschwand. Deshalb heißt seit jener Zeit die kleine Felsenhöhle am Südwesthang des Rosenberger Schlossberges „Das Geigenpumperloch“ oder „Das Geigerpumperl“.

Am nächsten Tag beim Frühstück unterhalten sich Bertha und Maxl über die Sage. Sie hat ihnen gut gefallen, auch wenn sie ein bisschen gruselig ist. „Wenn ihr wollt, können wir auf den Schlossberg und hören, ob das Geigerlein zu hören ist. Vom Berg aus kann man auch toll auf die Geschichte unserer Stadt blicken“, sagt Opa. Bertha und Maxl sind sofort begeistert. Sie schlingen das letzte Stück Marmeladenbrot hinunter und ziehen schnell ihre Sachen an. Dann radeln die drei nach Rosenberg. In der Nähe des Schulmuseums stellen die drei ihre Räder ab und besteigen den Schlossberg. Das ist ein bisschen anstrengend, aber als sie oben ankommen, ist der Blick herrlich.

Opa schaut sich das Ehrenmal an und erzählt: „Vor fast tausend Jahren entstand hier eine Burg. Sie wurde von einer Familie bewohnt, die die Rose im Familienwappen hatte. Daher nannte man die Burg Rosenburg. Jetzt wisst ihr auch, warum der Ortsteil Rosenberg heißt. Im Laufe der Jahre ist die Burg verfallen. Als nur noch der Stumpf zu sehen war, hat man ein Denkmal auf ihren Überresten gebaut. Es erinnert an die gefallenen Soldaten in den Weltkriegen und wurde von der Maxhütte errichtet. Die Reste der Maxhütte seht ihr übrigens auch von hier aus. Mit der Eisenwerk-Gesellschaft Maximilianshütte, kurz Maxhütte, wurde in Sulzbach-Rosenberg übrigens ein bedeutendes Kapitel deutscher Industriegeschichte geschrieben. Sie war 1853 in Haidhof gegründet worden. Zehn Jahre später errichtete sie ein Zweigwerk in Rosenberg. Hier gab es nämlich reichlich Eisenerz. Schließlich wurde sogar die Firmenzentrale von Haidhof nach Rosenberg verlegt und mit ihr die Hauptverwaltung und die gesamte Schienen- und Trägerfabrikation. Bei der Eisen- und Stahlerzeugung fällt aber auch ein Nebenprodukt bzw. Abfall an. Die sogenannte Schlacke. Weil die irgendwo hinmusste, hat man sie auf einen Haufen geschlichtet. Den Schlackenberg. Leider ging die Maxhütte Konkurs. Nachdem das Werk geschlossen wurde, war auch der Berg herrenlos. Schließlich hat der Freistaat Bayern den Besitz und die Verantwortung übernommen und ihn ca. 8 Jahre lang saniert. Seiner Zeit war der Schlackenberg das größte Sanierungsobjekt Bayerns. 773.000 Liter Altöl und 25.800.000 Liter Sickerwasser wurden aus dem Schlackenberg geholt. Es ist schon erstaunlich, dass aus dem „Müllhaufen“ mittlerweile ein schöner grüner Hügel geworden ist, auf dem sich Heuschrecken und Bienen tummeln. Aber billig war das Ganze nicht. 57 Mio. Euro hat die Sanierung gekostet.“ „Kein Wunder, dass der Geiger hier keinen Schatz gefunden hat, wenn der für den Schlackenberg ausgegeben worden ist!“ ruft Bertha. Opa muss laut loslachen. „Meinen persönlichen Schatz investiere ich jetzt auch in einen Berg. In einen Berg voll Kuchen“, grinst er.

Klugscheißerwissen: Der Stahl der Maxhütte hat es weit gebracht. Sogar die U-Bahn in New York fuhr darauf.

Entdeckeraufgabe: Wie stellst du dir den Geiger im Schlossberg vor? Mit dieser Malvorlage kannst du deiner Kreativität freien Lauf lassen.

 

 

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